Rodungsarbeiten im Naturschutzgebiet Siebengebirge

In der Wolkenburghalde werden Bäume und Sträucher auf einer Fläche von 1,2 Hektar abgeholzt und verbrannt – zum Erhalt der Artenvielfalt.

Ein Arbeiter im Vordergrund am Hang der Wolkenburghalde ist mit Rodungsarbeiten beschäftigt, während man hinter ihm das Feuer sieht, in welchem das Material anschließend verbrannt wird.
Aufgrund des schwierigen Geländes haben die Arbeiter eine Sondergenehmigung, das Gehölz bei geeigneter Wetterlage direkt vor Ort zu verbrennen. Foto: Martha Peters

Bad Honnef. Motorsägen röhren in die Stille des Siebengebirges hinein. Rauch steigt auf. Die Hänge sind vernebelt, selten ist es hier richtig klar. Das gab dem Berg seinen Namen: Wolkenburg. Am Abhang stehen Vorarbeiter Robert Korona und der Projektreferent Ralf Badtke. Gemeinsam vergleichen sie ihre ausgedruckten Pläne mit der Situation vor Ort. „Da ist noch viel zu tun“, stellt Korona fest.

Mehr Sonne für Zauneidechsen

Insgesamt zu sechst haben die Arbeiter gestern Vormittag begonnen, die Blockschutthalde von Bewuchs zu befreien. Damit soll eine Verwaldung des Gebietes verhindert werden und der Lebensraum für sonnenabhängige Tiere und Pflanzen erhalten bleiben. Die Hanglage erschwerte den Männern die Arbeit: Anstelle von Baggern und großen Lastwagen zum Abtransport konnten sie nur Motorsägen einsetzen, zum Schutz vor Lärm und Spänen trugen die Arbeiter Ohrenschützer und orangene Helme mit Visier. Und sie mussten vorsichtig sein: Bestimmte Gehölze und Strauchgruppen sollten stehen bleiben. Der Projektreferent hatte sie zuvor rot markiert.

“Wolkenburghalde NRW-weit bedeutsam”

Die Wolkenburghalde ist ein ganz besonderer Teil des Naturschutzgebietes Siebengebirge. Inmitten des zum größten Teil bewaldeten Mittelgebirges beheimatet sie ein trocken-warmes, mittelmehrähnliches Kleinklima. Dort sind unter anderem Mauer-und Zauneidechsen, Felsflureulen, die westliche Beißschrecke, aber auch Pflanzenarten wie die Goldhaaraster oder Felsenbirne zuhause. „Die Wolkenburghalde ist eine Sahneschnitte des Naturschutzes und NRW-weit bedeutsam“, so Projektreferent Badtke. Ohne Eingriffe wie diesen würde es in Deutschland nur noch Wald oder intensive Landwirtschaft geben. Das sei schlecht für die Artenvielfalt, aber auch für den Tourismus und Erholungswert in der Region. „Die Arten, die jetzt noch da sind, verschwänden. Das würde gar nicht lange dauern, 10 bis 15 Jahre vielleicht. Und irgendwann wären sie für das Siebengebirge ausgestorben“, ist seine Einschätzung.

Großprojekt chance7

Bereits vor zehn Jahren hatte es eine Freistellungsmaßnahme in der Wolkenburghalde gegeben. Doch ein einmaliges Zurechtstutzen hat nicht viel gebracht. Als Teil des Großprojekts chance7, getragen vom Rhein-Sieg-Kreis, ist eine solche Aktion nun nachhaltiger möglich: „Für ein Naturschutzprojekt sind wir finanziell sehr gut ausgestattet und maßnahmenorientiert“, zeigt sich Badtke zufrieden. Das gesamte Projekt chance7 wird vom Bundesumweltministerium über einen Zeitraum von 2010 bis 2025 mit rund 16 Millionen Euro gefördert und enthält viele weitere Aktionen in der Region. Auch Achim Baumgartner, Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), bewertet das Projekt insgesamt positiv. Jedoch bedauert er, dass nach dem Beschluss des Pflege-und Entwicklungsplans keine Facharbeitskreise eingerichtet worden seien: „Wir hätten konkrete Maßnahmen gerne genauer fachlich reflektiert und aus unserer Sicht auch optimiert. Unter anderem kommt dadurch die Einbindung der Naturschutzverbände zu kurz.“, so Baumgartner.

In der Wolkenburghalde ist Eile angesagt: Bereits in weniger als einer Woche müssen die Männer fertig sein. Dann beginnt die Schonzeit für Vögel und Insekten. Damit im Sommer nicht alles wieder zuwächst, werden die Arbeiter allein in diesem Jahr noch dreimal wiederkommen.


Autorin: Martha Peters, Technikjournalismus, 7. Semester


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