“Man ist nicht nur Journalist, man ist auch Kaufmann”

„Der ideale (Technik-)Journalist ist Techniker, Journalist und BWLer in einer Person“, so hat Marius von der Forst, Technikjournalist und Gesellschafter vom Textquartier Düsseldorf, am vergangenen Donnerstag vor den Studenten der Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg plakativ die notwendigen Kompetenzen zusammengefasst, um als selbstständiger Journalist erfolgreich zu sein. In einem Rahmen von anderthalb Stunden erklärte er unter dem Titel „Bachelor – und nun?“ die Vor- und Nachteile der Arbeit als freier Journalist aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Dabei ging er auf die Verteilung von Freiheit, Sicherheit, Arbeitsaufwand und Lohn in seinem Beruf als freier Journalist ein und bat gleich zu Beginn die Studenten sich unter diesem Hintergrund auch die Frage zu stellen: „Studiere ich das Richtige?“

Besonders wichtig war es von der Forst, herauszustellen, dass ein freier Journalist nur so viel verdiene, wie er auch arbeite. Es sei wichtig vorauszuplanen und dabei Rücklagen für schlechte Zeiten einzuplanen. Die richtige Kalkulation sei essentiell. Der weit verbreiteten These die Arbeit als Selbstständiger sei mit einer ständigen Unsicherheit verbunden, wiederspricht er jedoch vehement mit der Aussage: “Ich bin sogar so dreist zu sagen, ein Selbstständiger lebt viel sicherer als ein Angestellter” und argumentierte mit einem Weitblick, der einem als Angestellter nicht gegeben sei.

„Man ist nicht nur Journalist, man ist auch Kaufmann“ – Mit dieser These spricht er nicht nur die notwendige Vorausplanung und den damit verbundenen Aufwand an, sondern geht auch auf das Vorurteil ein, Selbstständige würden besser verdienen als Angestellte. Entscheidend sieht er dabei die Zeiten, in denen er sich nicht konkret mit seiner eigentlichen Arbeit beschäftigen kann. Während ein normal Angestellter in 100 Prozent seiner Arbeitszeit bezahlt werde, auch bei Ausfällen wie Urlaub oder Krankheit, müssten diese Zeiten bei selbstständig Arbeitenden abgezogen werden. Hinzu kämen dann noch die Zeiten, die in die Unternehmensführung, Buchhaltung, Akquise oder Websitenpflege investiert würden. So bliebe im Durchschnitt nur noch 55% der Zeit übrig, die tatsächlich als bezahlte Arbeitszeit zu verstehen sei. In diesen 55% müsse man das gleiche Geld verdienen, wie andere in ihren 100%. Zu dem erhöhten Zeitaufwand sagt von der Forst: „Man hat natürlich kein „9-to-5“, aber man kann und muss auch einfach mal Grenzen ziehen“ und lässt dabei die Freiheit anklingen, die der Beruf als selbstständiger Journalist mit sich bringe: „So ist alles offen und nichts in Stein gemeißelt.“

Alles offen sei auch bei den Preisverhandlungen. So hatte er auch bei der Frage: “Wie würden sie in Preisverhandlungen gehen, wie würden sie kalkulieren?”, die ein Student in den Raum stellte, keine konkrete Antwort. Man könne wirklich schwer sagen, wie viel man verdiene und solle „jeden Euro mitnehmen, den man mitnehmen kann.“ Klar sagte von der Forst jedoch auch aus: „Als freier Journalist wirst du immer nur gedrückt. Du musst pokern.“ Er riet bereits während des Studiums „einfach mal hinzugehen, einfach mal zu versuchen“ – schließlich brauche man als Journalist nicht viel.

„Du musst einfach irgendwie kreativ sein“, ein Alleinstellungsmerkmal sei wichtig, ein Händchen für BWL und die Fähigkeit sich gut zu verkaufen, stellte von der Forst hilfreiche Eigenschaften zusammen. Kritikfähigkeit hatte er bereits vorher im Zusammenhang mit dem Verhalten gegenüber Kunden angesprochen. Und auch zu denen hatte von der Forst ein paar Tipps dabei. Unter anderem sei es entscheidend, nicht nur einen großen Kunden zu haben, sondern besser viele Kleine.

Am Ende gab der 31-Jährige den Studenten noch eine Weisheit mit auf den Weg: „Wenn es etwas gibt, das entscheidend ist, dann ist es die Erfahrung“ und plädierte dafür schon jetzt sich hin und wieder als Journalist zu versuchen.


Autorin: Martha Peters, Technikjournalismus/PR, 1. Semester


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